Einführung in die Naturheilkunde – Teil 5 – Heilpflanzen

Im vorigen Teil haben wir uns mit den Voraussetzungen zur Gesunderhaltung beschäftigt. Nun sehen wir uns an, wie Heilpflanzen uns dabei unterstützen können.

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Die Aufzeichnungen fast aller Zivilisationen beinahlten die Anwendung von Pflanzen zu Heilzwecken, Botanik und Medizin waren eng verwandt. Das Pentsao, ein 5000 Jahre altes „Kräuterbuch“ aus China, beschreibt detaillierte Pflanzenanwendungen. Auch ein 3500 Jahre altes Werk, das Ebers Papyrus, beinhaltet eine Liste von über 800 Anwendungsmöglichkeiten von Pflanzen bei verschiedenen Beschwerden.

Wir nutzen die heilkräftigen Pflanzen also schon sehr lange.

Hippokrates lebte vor etwa 2400 Jahren, und war angeblich der erste, der die Pflanzen nach ihrem Nutzen kategorisiert hat. Die erste offizielle pharmakologischen Enzyklopädie entstand allerdings erst in der Mitte des 16. Jahrhunderts, mithilfe von Paracelsus, einem Schweizer-Deutschen Wissenschaftler. Noch immer enthalten auch viele schulmedizinische Medikamente Stoffe, die entweder noch immer aus Pflanzen gewonnen werden, oder ursprünglich in Pflanzen gefunden und nun synthetisch hergestellt werden.

Die Schulmedizin wurzelt also in der Pflanzenheilkunde.

Vor dem Zeitalter „synthetischer“ Medizin in den letzten 100 Jahren, haben alle Ärzte pflanzliche Mittel verschrieben. Durch die chemische Erforschung der Pflanzen wurde damit begonnen, einzelne Anteile zu isolieren, die für den alleinigen Wirkstoff gehalten wurden. Die Namen der daraus entstandenen Medikamente sind sehr oft inspiriert von ihrem pflanzlichen Ursprung.

Von 1940 bis 1950 wurden hunderte neuer „Wunderstoffe“ entdeckt, fast alle davon pflanzlichen Ursprungs.

Das überwältigende an diesen Stoffen war nicht ihre Existenz, sondern wie lange es gedauert hatte, bis sie endliche erforscht wurden. Schließlich sind schon die frühesten Aufzeichnungen voll von therapeutischen Pflanzenanwendungs-Methoden. De Ropp schrieb in seinem Buch „Drugs and the Mind“ (Affiliate-Link), dass viele Chemiker und Pharmakologen nun auf Hausmittel und Heilkräuter herabschauen, weil sie sich für fähigere Chemiker als Mutter Natur halten. Schließlich könnten sie ja nun manche Substanzen synthetisieren. Er meinte, dass sie wohl übersehen haben müssen, dass Mutter Natur unzählige Stoffe synthetisiert hat, und nebenbei auch noch die Chemiker und Pharmakologen selbst.

Leider läutete die Trennung der sogenannten Wirkstoffe und Pflanzen den Abstieg der Medizin ein.

Denn die isolierten Wirkstoffe waren nicht nur viel stärker Wirksam als die Kräuter, aus denen sie gewonnen wurden, sondern üblicherweise auch viel gefährlicher, mit stärkeren giftigen Auswirkungen. Diese Vergiftungserscheinungen traten dann so häufig auf, dass eine beruhigende Bezeichnung dafür benöttigt wurde. So entstanden die „Nebenwirkungen“. Mit der Entwicklung der Medikamente vermehrten sich also auch die Krankheiten, die von den Behandlungen verursacht wurden. Dr. Trattler gibt eine Schätzung an, laut derer etwa ein Drittel der bekannten Krankheiten iatrogen, also vom Arzt selbst oder der verschriebenen Therapie, verursacht sind.

Die Anwendung von Heilpflanzen oder direkt daraus hergestellten Präparaten ist im Normalfall sicherer, aber langsamer als schulmedizinische Medikamente.

Wenn nicht nur der isolierte „Wirkstoff“, sondern der Gesamtkomplex der Inhaltsstoffe wirken darf, erspart man sich meistens die üblichen Probleme der „Nebenwirkungen“. Schließlich beruht die Heilwirkung von pflanzlichen Präparaten nicht nur im einzelnen Wirkstoff, sondern im Zusammenspiel von allen Komponenten. Es ist allerdings ein weitverbreiteter Irrtum, dass Heilkräuter gänzlich sicher und ungiftig sind. Meistens stimmt das, solange die vorgeschlagenen Dosierungen eingehalten werden. Die Dosierung zu beachten ist immer wichtig, denn es kann sogar tödlich sein, zu viel Wasser zu trinken.

Wie sicher die Anwendung von den meisten Heilpflanzen ist, zeigt sich in der Küche.

Thymian, Oregano, Salbei, Rosmarin, Dill, Ingwer, Knoblauch und Zwiebel werden teils täglich benutzt. Diese Gewürzpflanzen sind ein Beispiel dafür, wie weitverbreitet und sicher die Anwendung dieser Pflanzen auch heute noch ist. Auch Kräutertees finden sich jetzt in Hülle und Fülle in Reformhäusern, Apotheken und sogar ganz normalen Supermärkten. Sie werden als wohlschmeckendes Getränk oder wegen der milden Effekte gerne getrunken.

Ein Kamillentee zur Beruhigung, etwas Pfefferminztee bei Verdauungsbeschwerden.

Auch die herkömmlichen Kräutertees sollten jedoch eigentlich nur bei medizinischem Bedarf getrunken werden, und nicht immer wieder nebenbei. Denn sie wirken sanft, aber sie wirken. Und diese Wirkung sollte erwünscht und bewusst eingesetzt werden. Selbst so häufig benutzte Kräuter wie die Rosmarin, Petersilie und Beinwell können in zu hoher Dosierung Vergiftungserscheinungen auslösen. Deshalb empfiehlt Dr. Trattler, nicht nur über die Heilkräfte der Pflanzen zu lernen. Bevor man Beschwerden damit behandelt ist es empfehlenswert, sich auch mit der Toxikologie der Pflanzen auseinander zu setzen.

Trotz dieser Warnung ist die Anwendung von Heilpflanzen jedoch als recht sicher einzustufen.

Mit kompetenter Begleitung, die ein Auge auf den Verlauf behält und auf sichere Dosierungen achtet, scheinen die Heilpflanzen sogar einen höheren therapeutischen Nutzen zu haben und dabei noch sicherer zu sein, als herkömmliche Medikamente. Werden die pflanzlichen Präparate allerdings nur benutzt, um Symptome zu unterdrücken und ohne dabei Ursachen zu behandeln, sind sie kaum besser als ungiftige Pillen.

Bei richtiger Anwendung stimulieren die Pflanzen die körpereigenen Selbstheilungskräfte.

Oft sprechen wir übrigens nur von Heilkräutern, obwohl wir aus jeder Sparte des Pflanzenreiches mit Medizin beschenkt werden. Wir kennen Heilkräftige Bäume, Flechten, Moose, Kräuter, Büsche und Farne. Manchmal wird die ganze Pflanze, andere Male nur die Blätter, die Wurzel, die Rinde, das Harz, der Griffel, die Narbe, die Frucht, die Samen, das Rhizom, die Zwiebel, der Stängel oder die Blüte.

Jeder Teil wirkt auf seine Weise, jede Pflanze regt den Körper zu Aktivität in eine oder mehrere Richtungen an.

Im nächsten Teil der Serie schauen wir uns dann diese Richtungen in der die Pflanzen wirken, sowie die Bezeichnungen der Wirkungsweisen näher an.

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Hier schreibt Mira. Hauptberuflich Lebenskünstlerin mit Fokus auf Heilkunde, Mutterschaft und die Entfaltungsprojekte.

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